Nachruf auf Wolfgang Graf 27.2.1926 - 18.9.2019

Meldungen

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

am 19. September 2019 verstarb Wolfgang Graf, geb. am 27.02.1926.

Wolfgang Graf war einer der ersten Vorsitzenden der GEW München und hat in seiner 12-jährigen Amtszeit ab 1951 die Anfangsjahre der GEW München und Bayern entscheidend mitgeprägt. Bildungs- und schulpolitisch hat er im Bildungswesen in München Maßstäbe gesetzt, vor allem im Aufbau und Ausbau von Einrichtungen des zweiten Bildungsweges.

In tiefer Anteilnahme und stillem Gedenken
Der Vorstand der GEW München

Wir trauern um Wolfgang Graf
(27.2.1926 - 18.9.2019)

Seit den 1990er-Jahren nahm Wolfgang Graf – nach langer Unterbrechung – an jeder Mitgliederversammlung der GEW München teil. „Gehört hat er zuletzt nichts mehr“, erzählt sein Sohn Jockel Graf. Dieses Mal wird er fehlen und sein Platz frei bleiben.

Ein nur stiller Zuhörer, als den ich Wolfgang Graf seit meiner Mitgliedschaft persönlich kennengelernt habe, war Wolfgang Graf nicht. Dies berichten sein Sohn und seine Weggefährt*innen, die mit ihm als „einen unbequemen und unverzichtbaren Mitstreiter“ z. B. im Archiv der Münchner Arbeiterbewegung auch seit Ende des letzten Jahrtausends zusammenarbeiteten. Und liest man die akribisch recherchierte Geschichte seines und des Lebens seines Vaters Otto Graf, hält man eine Dokumentation zweier Münchner Leben in bewegter Zeit in der Hand. Es ist die Geschichte eines Zeitzeugen, der zum Erinnern auffordert.

Politisch und persönlich geprägt wurde Wolfgang Graf schon in frühen Jahren in seinem Elternhaus. Sein Vater, der Schriftsteller und Journalist Otto Graf, KPD-Abgeordneter im Bayerischen Landtag, dann Mitarbeiter in der SPD, später USPD, wurde im Faschismus mit Berufsverbot belegt. Seine Frau Kathinka Graf hielt die Familie mit Putzjobs über Wasser und der junge Wolfgang fungierte als Kurier und übermittelte Dokumente zwischen seinem Vater und anderen politisch Verfolgten.

Sprach man Wolfgang Graf auf seine Erfolge im Bildungswesen nach 1945 an, tat er sie mit einer lässigen Handbewegung ab: Von 1950 bis 1967 war er als Lehrkraft in Englisch und Französisch und dann bis 1969 als stellvertretender Schulleiter an der Abendrealschule, der heutigen Franz-Auweck-Abendschule, tätig. Anschließend war er bis 1987 Studiendirektor und stellvertretender Schulleiter am Abendgymnasium München. Er baute maßgeblich den zweiten Bildungsweg auf, war bis zu seiner Pensionierung Vorsitzender der Direktoren der Einrichtungen des zweiten Bildungsweges auf Bundesebene. Von 1960 bis 1983 organisierte er darüber hinaus in der gleichen Abteilung den Lehrer*innen- und Schüler*innenaustausch, vor allem nach Israel und Ägypten. „In den Jahren 1970 bis 1985 war er Mitglied im Vorstand des Rings der Direktoren der Abendgymnasien der Bundesrepublik und hier stellvertretender und geschäftsführender Vorsitzender“, rundet Günther Gerstenberg vom Archiv der Arbeiterbewegung das umtriebige Berufsleben des Wolfgang Graf ab.

1951 trat Wolfgang Graf als Mitglied Nr. 37 ganz selbstverständlich der GEW München bei. Er professionalisierte die damals noch junge Gewerkschaft und entfaltete so ihre schul- und gewerkschaftspolitische Wirksamkeit mit Erfolg. In seiner Zeit als Vorsitzender von 1955 bis 1970 wuchs der Stadtverband München auf 700 Mitglieder.

Die 68er brachten neue Themen und Auseinandersetzungen in die GEW, die Wolfgang Graf „befremdlich“ fand. Er zog sich zurück, bis sein Sohn Jockel Graf 1989 die Geschäftsführung übernahm.

Wolfgang Graf verstarb am 18. September 2019, sein Platz auf der Mitgliederversammlung bleibt nun leer, sein Leben und Wirken in der GEW und darüber hinaus aber unvergessen.

von Siri Schultze

Geschäftsführerin der GEW Stadtverband München

Literaturempfehlungen:

  • Pilwousek, Ingelore (Hrsg.): Leben in bewegter Zeit. 1900 – 2000. Otto und Wolfgang Graf. Alliteraverlag, 2003
  • Pilwousek, Ingelore (Hrsg.): Verfolgung und Widerstand. Das Schicksal Münchner Sozialdemokraten in der NS-Zeit. Volk Verlag, 2012
  • Artikel in der GEW-Mitgliederzeitung zu Wolfgang Grafs 75. Geburtstag

Nachruf von Günther Gerstenberg: Erinnerung an Wolfgang Graf

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