Was der Oberbürgermeister jetzt tun sollte, um dem Fachkräftemangel zu begegnen

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Oberbürgermeister Reiter empörte sich in der gestrigen Stadtratssitzung erneut über die aktuellen Warnstreiks im öffentlichen Dienst in München. Die GEW München hat dafür absolut kein Verständnis und fordert einen wertschätzenden Umgang mit den Beschäftigten der Landeshauptstadt,

Anerkennung für ihre Arbeit auch in finanzieller Hinsicht und Verbesserung der Arbeitsbedingungen, um deutliche Entlastung zu schaffen.

Die Landeshauptstadt München leidet schon seit Jahren an einem massiven und immer stärker werdenden Personalmangel: Der Fachkräftemangel im Sozial- und Erziehungsdienst ist zum Dauerzustand geworden, Berufsschullehrkräfte müssen mit der Lupe gesucht werden und mittlerweile sind auch schon Realschullehrer*innen knapp geworden. Und das liegt nicht allein daran, dass es keine potentiellen Fachkräfte gäbe – sie wollen aber nicht nach München!
Und das hat Gründe, so Siri Schultze, Geschäftsführerin der GEW München:
„Neben den hohen Lebenshaltungskosten und den fehlenden finanziellen Anreizen liegen diese in der wenig wertschätzenden Grundhaltung der Landeshauptstadt, wie es die Kolleg*innen oft genug erfahren. Lehr- und
Erziehungskräfte werden etwa seit Beginn der Coronakrise systematisch von ihrem Arbeitgeber verheizt. Hauptsache, der Betrieb wird aufrechterhalten – nach den Beschäftigten fragt keiner!“
Ein Beispiel dafür ist der schwer nachvollziehbare Umgang mit den steigenden Corona-Fallzahlen. Während die Maßnahmen allerorts verschärft werden, wird der Schul- und Kitabetrieb aufrechterhalten. Das dreistufige
Corona-Warnsystem des Kultus- und Sozialministeriums gilt in den Münchner Schulen und Kitas nur, wenn das Gesundheitsamt der Stadt (also der Oberbürgermeister) das auch bestätigt. Das führte zu der absurden Situation,
dass alle Eltern und Schulen vom Kultusministerium zu Schuljahresbeginn über das geltende Hygienekonzept mit Ampelsystem in bayerischen Schulen informiert wurden, nach dem in Bayern die Klassen ab einem Inzidenzwert von 50/100.000 EW wieder halbiert werden. Die Stadt setzt es aber einfach nicht um.

„Dass die dort Beschäftigten, die sich den ganzen Tag über in viel zu engen Räumen mit bis zu 35 Kindern oder Jugendlichen aufhalten, sich da als Kanonenfutter und Arbeitskräfte zweiter Klasse fühlen, liegt auf der Hand.

Schließlich gibt es in der Verwaltung faktisch kaum mehr Besprechungen mit zweistelliger Teilnehmer*innenzahl – und das auch nur, wenn der Raum ausreichend groß ist!“ so Alexander Lungmus, Sprecher der GEW München.

Aber auch jenseits von Corona ist die LHM, zumindest im Lehr- und Erziehungsdienst, kein vorbildlicher Arbeitgeber: Der Arbeitgeber stellt sich nur selten vor seine Beschäftigten, sondern beugt sich dem Prinzip „Der Kunde ist König“ und verwechselt Pädagogik mit Dienstleistung. Fehlendes Personal wird mit Mehrbelastungen für das Bestandspersonal ausgeglichen, bis noch mehr Personal wegen Überlastung fehlt.

Die GEW München verlangt mehr Wertschätzung der Landeshauptstadt für die eigenen Beschäftigten. Das drückt sich in höheren Zahlungen und in geringerer Arbeitsbelastung aus.

Die GEW fordert daher von der Stadt München:

  • Unterstützung der Forderungen der Gewerkschaften in den aktuellen Tarifverhandlungen im TVöD in den Gremien des kommunalen Arbeitgeberverbands und dem Städtetag 
  • die Ausweitung der Funktionsstellen bei städtischen Gymnasien und beruflichen Schulen, wie es im Beamtengesetz als Möglichkeit vorgesehen, aber vom Stadtrat abgelehnt wurde
  • die Schaffung von Funktionsstellen sowie bessere Beförderungsmöglichkeiten im Realschulbereich
  • den vorrangigen Bau von (deutlich verbilligten) Dienstwohnungen in Neubaugebieten
  • deutlich mehr Anrechnungsstunden im Schulbereich wie schon lange vom zuständigen Personalrat gefordert die Wiedereinführung der Vorbereitungszeit im Kitabereich in ähnlichem Umfang wie an Schulen eine Stärkung statt der teilweise geplanten Abschaffung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements
  • eine Ausweitung der Arbeits- und Gesundheitsschutzmaßnahmen statt deren Stopp zur Haushaltskonsolidierung 

Der Ruf der Stadt München als ein sozialer und fürsorglicher Arbeitgeber muss wieder hergestellt werden. Statt nur zu applaudieren für die systemrelevanten Berufe, sollte die Stadt mutig in die Zukunft investieren und Geld in die Hand nehmen, um diese wichtigen Berufe attraktiver zu machen und zukünftigem Personalmangel entgegenzuwirken. Darum sollte sich der Oberbürgermeister kümmern, statt die eigenen Mitarbeiter*innen zu beschimpfen, wenn sie für Ihre Rechte streiken!

Rückfragen beantwortet Ihnen gerne:

Alexander Lungmus, Sprecher der GEW München; Tel: 0176-38087529;
Email: alexander.lungmus(at)gew-muenchen.de
<mailto:alexander.lungmus(at)gew-muenchen.de>  

Siri Schultze, Geschäftsführerin GEW München: Tel: 089 537389;
Email: siri.schultze(at)gew-muenchen.de <mailto:siri.schultze(at)gew-muenchen.de>

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